Fachsparte Curling
"Kennen Sie Curling?" "Nein, was ist das?" Oder schon besser, "das ist doch das Spiel mit den Bettflaschen und den Männern mit den Besen." So oder so ähnlich lauteten die Standardantworten bei Befragungen bis 1997. Seit den Olympischen Spielen in Nagano ist Curling auch in Deutschland bekannter geworden. Die Übertragungen im Fernsehen erreichten alleine bei Eurosport über 9 Millionen Zuschauer. Die Antwort auf die Eingangsfrage lautet heute, "ja, das habe ich schon mal im Fernsehen gesehen, ein spannendes Spiel".
Dabei ist Curling keineswegs eine junge Trendsportart wie dies etwa beim Snowboarden oder anderen jungen olympischen Sportarten der Fall ist. Der Ursprung unserer Sportart liegt in Schottland und läßt sich bis ins frühe 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Reglement und Spielgerät wurden schließlich 1842 im "Royal Caledonian Curling Club", der Mutter aller Curling Clubs, festgelegt. Inzwischen gibt es ca. 1,5 Millionen Curlerinnen und Curler in über 30 Nationen. Seit 37 Jahren werden Weltmeisterschaften der Herren, seit 1979 auch der Damen ausgetragen. Europameisterschaften und die entsprechenden internationalen Junioren-Wettbewerbe kamen hinzu, die oben erwähnte Anerkennung des Curling als offizieller Medaillensport bei olympischen Winterspielen stellte schließlich Höhepunkt und Abschluß des Leistungssportaufbaus im Curling dar.
Doch worum geht es beim Spiel? Curling ist eine Teamsportart, ein Strategiespiel und wird daher gerne als "Schach auf dem Eis" bezeichnet. Jeweils vier Spieler bilden ein Team. Reihenfolge und Aufgabe der Spieler sind festgelegt. Alternierend mit dem gegnerischen Team werden je Team insgesamt 8 Curlingsteine (aus schottischem Granit und rd. 18 kg schwer) über eine gut 42 m lange Eisbahn vor oder in einen 12 Fuß (3,66 m) breiten Zielkreis, das sogenannte house, gespielt. Ziel ist es, im Zielkreis möglichst viele eigene Steine näher zum Zentrum des houses zu platzieren wie der beste Stein des Gegners. Für jeden Stein in der Wertung gibt es einen Punkt. Ein Spiel geht über 8, bei Meisterschaften über 10 Durchgänge (ends) oder 2 bis 2,5 Stunden. Zwischen "garbage game" (Müllspiel), "viele Steine im und vor dem house" und "peeling", bei dem das house durch kontinuierliches Herausschießen gegnerischer Steine leer gehalten wird, sind fast wie beim Schach unendlich viele Konfigurationen denkbar und machen den Reiz dieser anspruchsvollen Sportart aus.
Anspruchsvoll ist Curling auch durch die Anforderungen an die Spieler selbst: Sei es an den Gleichgewichtssinn bei der gleitenden Steinabgabe, beim athletischen Wischeinsatz - um den Lauf des Steines zu verlängern oder gerade zu halten - oder in Bezug auf das Taktik- oder Strategieverständnis für die vom Mannschaftsführer (skip) entwickelte und vorgegebene Spieltaktik.
In Deutschland sind rund 650 Curler im Deutschen Curling Verband organisiert. Trotz schmaler Basis sind die deutschen Curlerinnen und Curler seit rund 15 Jahren ständig in der Weltspitze vertreten. Die besten Teams in den nationalen Wettbewerben vertreten Deutschland auf der internationalen Ebene. Aus einem Clubteam wird damit das Nationalteam, da es neben den technischen Fähigkeiten vor allem auf Harmonie und Taktikverständnis im Team ankommt. In Baden-Württemberg sind derzeit rund 200 Curlerinnen und Curler in sechs Clubs (Baden Hills, Hügelsheim, Konstanz, Mannheim, Schwenningen und Stuttgart) aktiv.
Die Fachsparte Curling im EBW steht Ihnen für weitergehende Fragen gerne zur Verfügung und vermittelt Ihnen Kontakt zum nächst gelegenen Curling Club bzw. unterstützt Sie beim Aufbau eigener Curling-Aktivitäten.
Hochburg der Curler in Baden-Württemberg ist Schwenningen mit insgesamt fünfzig Deutschen Meistertiteln sowie drei Europameistertiteln. Allerdings ist mittlerweile mit Baden Hills Rastatt ernsthafte Konkurrenz im Lande herangewachsen und auch der Mannheimer Curling Club zeigt sich sehr aktiv und erfolgreich. Im Jahr 2000 konnten die Juniorinnen und Junioren vom Baden Hills Golf und Curling Club die Deutschen Meisterschaften dieser Klasse gewinnen. Bei den Junioren kam der Curling Club Schwenningen - nur knapp geschlagen - auf den zweiten Platz.
Mit Verbandsgründung hatte Hans Lünz die Spartenleitung übernommen, die er bis zu seinem Ausscheiden 1988 erfolgreich ausübte. Sein Nachfolger Sven Saile konnte daher eine erfolgreiche Sparte übernehmen und weiter ausbauen. Ab Mai 1998 hat Jürgen Münch die Leitung der Fachsparte übernommen.